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Die metallbearbeitende Werkstatt in ʿUqdat al-Bakrah aus der frühen Eisenzeit

im leeren Viertel des Sultanats Oman


Die Geschichte einer bemerkenswerten Entdeckung beginnt am 1. April 2012. Touristen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten kommen von einem 10-tägigen Offroad-Trip ins Hinterland von Oman zurück und beschließen, südwestlich des Kreisverkehrs auf der Hauptstraße ʿIbrī-Buraimi zu campen. Fernab von Siedlungen, Straßen und Menschen ist dieser schöne, natürliche Rand des Rubʾ al-Khālī (leeres Viertel), mit seinen hohen Dünen, die sich von der flachen Sabkha erheben, mit einsamen Ghaf-Bäumen übersät. Die Besucher stellten ihr Zelt in einem sandigen, niedrigen Gebiet auf, bekannt als ʿUqdat al-Bakrah (wörtlich "Nacken des Kamels"), in Bezug auf eine geologische Formation, die vage einem liegenden Kamel ähnelt. Als sie am nächsten Morgen die Zelte abbauten, fanden die Besucher eine große verstreute Sammlung von Waffen und anderen Gegenständen aus Kupfer, insgesamt etwa 700 Stück. Sie wenden sich sofort an die Antikenbehörde, die den Fund eines "alten Schlachtfelds" zunächst für einen Aprilscherz hält. Später war zwar die Überprüfung der genauen Standortposition mit dem GPS möglich, aber die Bestimmung des Ortsnamens erwies sich zunächst schwierig, da an dieser Stelle Leutee selten sind, die man danach fragen könnte. Erst später war dann eine offizielle Karte verfügbar.


So wie unsere Heidelberger Studiengruppe ein virtuelles Internet-Museum für das Ẓafār Site Museum im Jemen ins Leben gerufen hat, begannen wir 2014 ein ähnliches Unternehmen für Oman zu entwickeln. Im ersten Schritt wurden zunächst die Artefakte aus ʿUqdat al-Bakrah, welche das neu gebaute Nationalmuseum in Muscat erhalten hatte, mit dem 3D-Scanner erfasst. das Museum befindet sich prominent gegenüber dem zeremoniellen Qasr al-ʿAlam Palace. Die Crème de la Crème von 681 archäologischen Funden aus'Uqdat al-Bakrah wurde restauriert, kuratiert und im Nationalmuseum ausgestellt. Die neu aufgenommenen 3D-Funde aus ʿUqdat al-Bakrah dienten als Basis für unser neu entstehendes virtuelles Museum.


Eine internationale Arbeitsgruppe aus der Tschechischen Republik, Frankreich, Deutschland, Italien und Oman hat ihre Bemühungen in einer neuen Katalogstudie über die Entdeckung von ʿUqdat al-Bakrah zusammengefasst. Die Funde scheinen Grabbeigaben zu sein, die aus dem nahe gelegenen Gebiet um ʿIbrī geraubt worden waren. Einige von ihnen wurden offenbar am Fundort zum Weiterverkauf eingeschmolzen. Kupfer war an unserem Standort viel häufiger als Eisen. Offensichtlich suchten die Täter einen Ort weit genug in der Wüste aus, den die Familien, die die Gräber besaßen, nicht leicht finden konnten. Für die Schmelzvorgänge wurden Wasser und Brennstoff benötigt. Das war ein sehr ungewöhnlicher Fund. Diese monographische Studie ist jetzt verfügbar:

P. Yule-G. Gernez (Hrsg.), Early Iron Age Metal-Working Workshop in the Empty Quarter, al-Ẓāḥirah Province, Sultanate of Oman, Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie, vol. 311, Bonn, 2018, ISBN 978-3-7749-4112-0

Professor Dr. Paul A. Yule
Sprachen und Kulturen des Vorderen Orients - Semitistik
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Schulgasse 2
69117 Heidelberg
E-Mail: paul.yule@t-online.de